Heute konnte man zuerst mal sehen, warum kaum Weinfeste im April stattfinden: Dann hätte man wahrscheinlich häufiger so ein Wetter wie heute Nachmittag. Gerade hat der Landregen nachgelassen, die Sonne kommt raus, und bis man seine Familie zusammengetrommelt und auf den Aufbruch eingestimmt hat, schüttet es wieder vom Himmel.
Wir hatten dann DREI Regenschirme im Gepäck, als wir uns gegen sechs Uhr in Richtung Weinfest aufmachten. Murphy’s Law funktionierte mal wieder: Es blieb trocken, und die Stadt füllte sich schnell mit Wachenheimern, die den ganzen Nachmittag frustriert zu Hause gesessen hatten.
Der erste Weg führte uns Hinner die Kerch, wo unsere Mädels ihr Budget wieder auf Karussell, Schiffschaukel und Ballonwerfern verteilten. Heute haben wir zu dritt immerhin mit 6 von 12 Pfeilen getroffen (eigentlich habe ich 5 gezählt, aber es gab wohl einen Ehrenpunkt für einen sehr knapp verfehlten Ballon meiner Jüngsten). Von dem avisierten weißen Stofftiger sind wir allerdings immer noch 9 Punkte entfernt. Das wird spannend morgen.
Insgesamt war das Weinfest heute Nachmittag wegen des zwar trockenen, aber kühlen Wetters etwas weniger besucht als am vergangenen Wochenende. Es waren aber auf jeden Fall genug Leute da, um eine gute Stimmung zu verbreiten. Im Dalberger Hof waren fast alle Tische besetzt – nicht ganz so dicht an dicht wie letzte Woche. Der positive Nebeneffekt: die Bratwurstbrötchen für unser Tochter kamen rasend schnell. Im Dalberger Hof serviert man übrigens nicht irgendwelche Bratwürste, sondern die von der Wachenheimer Metzgerei Hambel, die auch den Saumagen für Kohls Staatsgäste geliefert hat.
Da wir alle etwas mit Erkältungen kämpfen, brachte mein Liebster unsere Mädels zu Bett, während ich – im Dienste des Weinfestblogs – noch eine kurze Abendrunde machte. Im Hof der Sektkellerei war ich überrascht: Für ein Akustik-Duo waren „Crime & Passion“ ganz schön laut. Das Programm hat mir gut gefallen: Coverversionen von Eric Clapton, Deep Purple, Cindy Lauper und Tom Petty gehen über das übliche Repertoire heraus, und der zweistimmige Gesang mit Gitarrenbegleitung kam sehr gut.
Heute schien auf dem Weinfest der Abend der Junggesellinnen-Abschiede zu sein. Ich habe drei Frauen in ulkigen Verkleidungen beobachtet, die – begleitet von einer Entourage kichernder Mädels – versuchten, anderen Gästen irgendwelchen Tinnef zu verkaufen. Eine der Gruppen stand im Schlosshof direkt vor der Band. Da waren auch einige Männer dabei, und die hatten den nüchternen Zustand schon eine Weile hinter sich gelassen. Lautstark forderten sie von der Band, „Under the Bridge“ von den Red Hot Chili Peppers zu spielen. Nun mag ich sowohl Song als auch Band sehr gerne, Crime & Passion scheinen aber nicht so ein großer Fan zu sein. Der Kompromiss: sie spielten nach jeder Pause eine Strophe des Songs.
Während in der Sektkellerei die 80er und 90er gefeiert wurden, ging die musikalische Zeitreise auf dem Rathausplatz deutlich weiter zurück. Sixties-Beats mit The Brights standen auf dem Programm. Ganz ehrlich war die – mir bis dato unbekannte – Band ja nicht so weit oben auf meiner Prioritätenliste, weil eine 60er Band theoretisch auch etwas langweilig sein kann. Das die Brights alles andere als langweilig sind, habe ich aber sehr schnell gemerkt. Sie spielten die eher rockigeren Beatles-Nummern, aber z. B. auch Love Potion No. 9 von den Clovers, sehr trocken und knackig, gleichzeitig authentisch und modern. Kein Wunder, dass die Brights 2008 beim Hamburg Sound Festival offizell zur besten Beat-Band Deutschlands gekürt wurde.
Die Zwischenansagen der Band machten auch Spaß. Gleich zu Beginn erzählte der Sänger, dass die Brights in 10 Jahren Bandgeschichte nur einen einzigen Auftritt wegen Regens absagen musste. Heute sollte kein zweiter dazukommen. Auf der Webseite der Band habe ich gerade übrigens gesehen, dass heute der letzte Auftritt war, bevor Bassist Henning Schulz „Ja ich will“ sagt und die Brights bis August pausieren. Dann war das auf dem Rathausplatz also auch eine Art Junggesellenabschied.
Beim Blick auf morgen wird mir ganz wehmütig zumute: Dann feiern wir Abschied vom Burg- und Weinfest 2011. Ich hoffe sehr, dass wir es morgen endlich mal auf die Burg schaffen. Und wäre jetzt schon dankbar für Kommentare von Lesern, die das Weinfest dort oben erlebt haben!
Das Musikprogramm unten im Ort steht morgen ganz im Zeichen der Blasmusik. Von 12 bis 14 Uhre spielen bei der Sektkellerei die Parforcehornbläser Ludwigshafen. Das Parforcehorn – musste ich gerade bei Wikipedia nachschauen – ist der Vorläufer des Waldhorns und wurde ursprünglich als Signalinstrument für die Parforcejagd entwickelt, die wiederum eine Form der Hetzjagd ist, die im 17. und 18. Jahrhundert an europäischen Fürstenhäusern beliebt war.
Auch zur Gruppe der Blechblasinstrumente zählt das Alphorn – obwohl es aus Holz oder seltener aus Kunststoff gefertigt wird. Die Einteilung erfolgt hier nach der Spielweise, nicht nach dem Material. Laut Wikipedia trägt der Ton eines Alphorns je nach Landschaft 5 bis 10 km weit . Mal sehen, wie weit man die Alphornbläser hören kann, die ab 13 Uhr auf dem Rathausplatz spielen.
Um 14 Uhr greift dann Cadillac oben auf der Burg ins musikalische Geschehen ein. Die meisten Blasinstrumente gibt es wahrscheinlich von 16 bis 18 Uhr bei der Sektkellerei zu hören. Dort spielt die Stadtkapelle Bad Dürkheim Swing und Jazz. Mal sehen, wie viele der 45 Musiker in den Schlosshof passen – und ob sie es in der Lautstärke mit Crime & Passion aufnehmen können.
Nicht im Programmflyer steht der letzte musikalische Akt des Weinfestes: Um 19 Uhr beginnt bei den Pfadfindern in der Burgstraße ein Überbündischer Singeabend. Überbündisch hat dabei nichts mit den Gitarrenbünden zu tun, sondern mit verschiedenen Gruppierungen. Der Stamm Ritter von Dalberg (so heißen unsere Pfadfinder) lädt zu dem Singeabend nämlich verschiedene Pfadfindergruppen aus der gesamten Region ein.
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